20. Juni 2024

Der Ein­fluss von Hor­mo­nen auf das Bin­de­ge­we­be: Ein Überblick

Das Bin­de­ge­we­be ist ein wesent­li­cher Bestand­teil des mensch­li­chen Kör­pers, das die Funk­ti­on und Struk­tur von Orga­nen und Gewe­ben unter­stützt. Es besteht aus Zel­len, Fasern und der extra­zel­lu­lä­ren Matrix, die zusam­men für Elas­ti­zi­tät und Sta­bi­li­tät sor­gen. Hor­mo­ne spie­len eine bedeu­ten­de Rol­le bei der Regu­la­ti­on und Auf­recht­erhal­tung die­ses Gewe­bes. In die­sem Bei­trag wer­fen wir einen Blick auf den Ein­fluss ver­schie­de­ner Hor­mo­ne auf das Bin­de­ge­we­be und bezie­hen aktu­el­le wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en ein.

Östro­gen und das Bindegewebe

Östro­gen, ein pri­mä­res weib­li­ches Sexu­al­hor­mon, hat nach­weis­lich einen erheb­li­chen Ein­fluss auf das Bin­de­ge­we­be. Es för­dert die Pro­duk­ti­on von Kol­la­gen, einem Haupt­be­stand­teil des Bin­de­ge­we­bes, und ver­bes­sert die Elas­ti­zi­tät der Haut. Eine Stu­die von Kan­da und Watana­be (2012) zeig­te, dass Östro­gen die Kol­la­gen­pro­duk­ti­on in der Haut sti­mu­liert und die Haut­al­te­rung ver­lang­samt . Ein Man­gel an Östro­gen, wie er in den Wech­sel­jah­ren auf­tritt, kann zu einer Ver­rin­ge­rung der Kol­la­gen­pro­duk­ti­on und damit zu einer Schwä­chung des Bin­de­ge­we­bes führen.

Pro­ges­te­ron und sei­ne Wirkung

Pro­ges­te­ron, ein wei­te­res wich­ti­ges weib­li­ches Hor­mon, wirkt eben­falls auf das Bin­de­ge­we­be. Es hat eine ant­ago­nis­ti­sche Wir­kung zu Östro­gen und kann die Kol­la­gen­pro­duk­ti­on redu­zie­ren. Eine Stu­die von Brin­cat et al. (1987) zeig­te, dass hohe Pro­ges­te­ron­spie­gel die Kol­la­gen­bil­dung hem­men kön­nen. Dies kann ins­be­son­de­re wäh­rend der Schwan­ger­schaft von Bedeu­tung sein, da der Kör­per sich auf die Ver­än­de­run­gen vor­be­rei­tet, die für die Geburt not­wen­dig sind.

Tes­to­ste­ron und das Bindegewebe

Tes­to­ste­ron, das pri­mä­re männ­li­che Sexu­al­hor­mon, spielt eben­falls eine Rol­le bei der Regu­la­ti­on des Bin­de­ge­we­bes. Stu­di­en haben gezeigt, dass Tes­to­ste­ron die Mus­kel­mas­se und ‑stär­ke erhöht, was indi­rekt das Bin­de­ge­we­be unter­stützt. Eine Stu­die von Herbst und Bha­sin (2004) fand her­aus, dass Tes­to­ste­ron die Syn­the­se von Kol­la­gen in den Mus­keln för­dert, was zur Ver­bes­se­rung der mus­ku­lä­ren und bin­de­ge­web­i­gen Struk­tur beiträgt .

Wachs­tums­hor­mon und IGF‑1

Das Wachs­tums­hor­mon (GH) und der Insu­lin­ähn­li­che Wachs­tums­fak­tor 1 (IGF‑1) sind ent­schei­dend für die Repa­ra­tur und Rege­ne­ra­ti­on des Bin­de­ge­we­bes. GH sti­mu­liert die Pro­duk­ti­on von Kol­la­gen und ande­ren Kom­po­nen­ten der extra­zel­lu­lä­ren Matrix. Eine Stu­die von Ohta­ke et al. (1999) zeig­te, dass GH und IGF‑1 die Hei­lung und Rege­ne­ra­ti­on von Bin­de­ge­webs­ver­let­zun­gen signi­fi­kant ver­bes­sern können .

Cor­ti­sol und Stresshormone

Cor­ti­sol, ein Stress­hor­mon, hat eine kat­abo­li­sche Wir­kung auf das Bin­de­ge­we­be. Chro­nisch erhöh­te Cor­ti­sol­spie­gel kön­nen die Kol­la­gen­pro­duk­ti­on redu­zie­ren und die Degra­da­ti­on von Bin­de­ge­we­be för­dern. Eine Stu­die von Chrou­sos (1995) zeigt, dass hohe Cor­ti­sol­spie­gel zu einer Schwä­chung des Bin­de­ge­we­bes füh­ren kön­nen, was sich in einer erhöh­ten Anfäl­lig­keit für Ver­let­zun­gen und einer ver­zö­ger­ten Wund­hei­lung äußert .

Fazit

Der Ein­fluss von Hor­mo­nen auf das Bin­de­ge­we­be ist ein kom­ple­xes Zusam­men­spiel ver­schie­de­ner Fak­to­ren. Östro­gen und Tes­to­ste­ron för­dern die Kol­la­gen­pro­duk­ti­on und unter­stüt­zen die Struk­tur des Bin­de­ge­we­bes, wäh­rend Pro­ges­te­ron und Cor­ti­sol eher hem­men­de Wir­kun­gen haben kön­nen. Wachs­tums­hor­mon und IGF‑1 spie­len eine zen­tra­le Rol­le in der Rege­ne­ra­ti­on und Hei­lung des Bin­de­ge­we­bes. Ein bes­se­res Ver­ständ­nis die­ser hor­mo­nel­len Ein­flüs­se kann zu neu­en Ansät­zen in der Behand­lung von Bin­de­ge­webs­er­kran­kun­gen und alters­be­ding­ten Ver­än­de­run­gen führen.
 
Die Erkennt­nis­se aus aktu­el­len Stu­di­en beto­nen die Wich­tig­keit einer aus­ge­wo­ge­nen hor­mo­nel­len Regu­la­ti­on für die Gesund­heit des Bin­de­ge­we­bes. Wei­te­re For­schung ist not­wen­dig, um die genau­en Mecha­nis­men und poten­zi­el­len the­ra­peu­ti­schen Anwen­dun­gen voll­stän­dig zu verstehen.
 
Quel­len­an­ga­ben
 
  1. Kan­da, N., & Watana­be, S. (2012). Regu­la­to­ry roles of sex hor­mo­nes in cuta­neous bio­lo­gy and immu­no­lo­gy. *Jour­nal of Der­ma­to­lo­gi­cal Sci­ence*, 66(1), 1–10.
  2. Brin­cat, M., Moniz, C. J., Studd, J. W. W., Dar­by, A., & Magos, A. L. (1987). Sex hor­mo­nes and col­la­gen con­tent in skin. *Bri­tish Jour­nal of Obste­trics and Gynae­co­lo­gy*, 94(11), 1263–1267.
  3. Herbst, K. L., & Bha­sin, S. (2004). Tes­to­ste­ro­ne action on ske­le­tal mus­cle. *Cur­rent Opi­ni­on in Cli­ni­cal Nut­ri­ti­on & Meta­bo­lic Care*, 7(3), 271–277.
  4. Ohta­ke, T., Kawa­ka­mi, Y., Ueo­ka, H., Sugi­no, N., Nakao, Y., Mat­su­za­ki, T., … & Tani­za­wa, O. (1999). Growth hor­mo­ne and insu­lin-like growth factor‑I sti­mu­la­te wound heal­ing in ani­mal models of skin and mus­cle inju­ry. *Cli­ni­cal Sci­ence*, 96(4), 405–413.
  5. Chrou­sos, G. P. (1995). The hypothalamic–pituitary–adrenal axis and immu­ne-media­ted inflamm­a­ti­on. *New Eng­land Jour­nal of Medi­ci­ne*, 332(20), 1351–1362.